MRSA-Screening: Mit einfachen Tests gegen ein schweres Problem
Von gefährlichen Krankenhauskeimen haben alle schon mal gehört. Kaum jemand, der noch nicht davon betroffen war, zumindest kennt jeder jemanden, der schon mal mit dem multiresistenten Keim infiziert war. MRSA, der häufigste Antibiotika-resistente Erreger ist Verursacher von jährlich ca. 20.000 Infektionen in deutschen Krankenhäusern. Schon seit vielen Jahrzehnten bekannt, aber immer noch hat man das Problem nicht im Griff. Patienten liegen lange infiziert im Krankenhaus, schlimmstenfalls sterben sie sogar an der Infektion. MRSA ist ein ernstes, medizinisches Problem und zugleich ein riesiger Kostenfaktor. Besorgniserregend: Seit einigen Jahren breitet sich MRSA auch außerhalb von Krankenhäusern aus, was nicht zuletzt am hohen Einsatz von Antibiotika auch im ambulanten Bereich liegt. Im Kampf gegen diesen gefährlichen Erreger werden schnelle Tests am Point of Care immer wichtiger. Sie können helfen, die Verbreitung einzudämmen.
Was bedeutet es für mich?
Der MRSA ist erst dann gefährlich für einen Menschen, wenn er wegen anderer Erkrankungen immungeschwächt ist und der schon vorhandene, oder durch unzureichende Hygiene im Krankenhaus auf ihn übertragene Keim, dann zu einer Infektion führt. Gesunde Menschen haben immer Bakterien auf der Haut. Vergrößert man unsere Haut extrem stark, würde sich diese wie eine Wildwiese darstellen: besiedelt mit vielen verschiedenen Arten von Kräutern bzw. Bakterien und Pilzen.
All diese Pflanzen gehören auf die Wiese um Ackerkrume festzuhalten, so wie die Pilze und Bakterien auf unsere Haut gehören, um unsere Haut gesund zu erhalten. Siedelt sich bei einer solch gesunden Haut ein MRSA resistenter Keim an, wird dieser in aller Regel von uns selber eliminiert und führt zu keiner Gefahr: das Bakterium stirbt an uns, nicht wir am Bakterium.
Man muss also unterscheiden zwischen dem Vorhandensein der Bakterien, und dem Schaden, den diese Bakterien dann anrichten, wenn sie sich in einem Gespräch breitmachen können. Man muss sich als Mensch keine Sorgen machen, mit einem mit MRSA besiedelten Menschen zusammenzutreffen. Für alle, die im Medizinbetrieb beschäftigt sind, gelten allerdings andere Regeln: Sie müssen sich selber und die Patienten schützen, indem geeignete hygienische Maßnahmen ergriffen werden, damit der Keim nicht von einem Menschen, der mit MRSA besiedelt ist, auf einen anderen Menschen oder Patienten im Krankenhaus oder ambulanten Setting übertragen wird.
Was genau sind MRSA?
MRSA bedeutet Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Seine Immunität gegen viele Antibiotika macht den Erreger so gefährlich. Der MRSA-Keim ist nicht, wie viele denken, ein Virus, sondern ein Bakterium. Es kommt auf der Haut und den Schleimhäuten von vielen Menschen vor. Oft siedeln diese Bakterien in Nase oder Rachen, an Achseln oder Leisten, ohne dass man etwas davon merkt. Man bleibt gesund. Erst wenn die Bakterien durch eine Wunde in den Körper gelangen und man von einer Krankheit oder nach einer OP noch ein geschwächtes Immunsystem hat, bricht die Infektion aus. Dann ist die Inkubationszeit unter Umständen sehr kurz und man kann binnen weniger Stunden schwer krank werden.
MRSA-Keime gibt es überall. Sie sind jedoch da am häufigsten, wo der Antibiotika-Verbrauch am größten ist. Kein Wunder also, dass die meisten MRSA-Infektionen in Krankenhäusern und Pflegeheimen auftreten. Zumal Patienten und Pflegebedürftige oft ein geschwächtes Immunsystem oder auch offene Wunden haben. Der Erreger kann auf unterschiedliche Weisen übertragen werden:
- Von Mensch zu Mensch – meist über die Hände
- Über verunreinigte Gegenstände wie Türklinken oder Handläufe an Treppen
- Von Nutztier zu Mensch
Mögliche Symptome – so zeigt sich eine MRSA-Infektion
- Hautentzündungen oder Geschwüre
- Wundinfektionen, besonders nach Operationen
- Entzündungen einzelner Organe, z.B. Harnwegs- oder Lungenentzündung oder Blutvergiftung
- Seltener auch Kreislauf- oder Nierenversagen mit hohem Fieber
Wer ist besonders gefährdet?
Für gesunde Menschen ist das Risiko einer Infektion gering. Anders sieht das bei folgenden Personengruppen aus:
- Krankenhauspatienten und Pflegebedürftige in Seniorenheimen
- Dialysepatienten, Diabetiker
- Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem
- Patienten mit Fremdkörpern wie Kathetern oder Gelenkersatz
- Menschen mit Hautverletzungen
So können Sie sich schützen
Ganz besonders wichtig zu wissen ist, dass unter allen Hygienemaßnahmen die wirksamste und wichtigste immer noch das Entfernen von Schmutz und Keimen unter fließendem Wasser ist. Also waschen und dabei besonders die Fingerzwischenräume und die Nägel mit einbeziehen.
Die anderen Maßnahmen wie Desinfektionsmittel etc. sind nur dazu da, den Rest zu beseitigen, können aber das Händewaschen auf keinen Fall ersetzen.
Um einer Ansteckung wirksam vorzubeugen, gilt in Krankenhäusern, Pflegeheimen und auch zuhause: Hygiene ist das A und O. Das richtige Händewaschen ist der wichtigste Schutz vor MRSA und vielen weiteren Krankheitserregern. Desinfektionsmittel für Hände und Flächen sollten auch pflegende Angehörige unbedingt zuhause haben und verwenden.
So tragen Sie zu einer guten Hygiene bei:
- Hände regelmäßig und mehrmals täglich mit Wasser und Seife waschen
- Wunden sauber abdecken
- Hygieneartikel wie Handtücher, Waschlappen, Rasierapparate nicht teilen
- Textilien wie z.B. Bettwäsche bei mindestens 60 Grad waschen und im Wäschetrockner trocknen
MRSA Screening
Das Robert Koch Institut empfiehlt ausdrücklich ein MRSA Screening. Vor Operationen könne man so besser prophylaktisch mit Antibiotika behandeln und Infektionen frühzeitig und gezielter bekämpfen. 80 % der Menschen, bei denen MRSA im Krankenhaus nachgewiesen wird, haben den Erreger bereits mitgebracht. Es ist deshalb sinnvoll, Patienten vor dem Beginn einer Krankenhausbehandlung zu testen. So kann man eine Verbreitung von MRSA von Anfang an durch perfekte Hygienemaßnahmen und vor allem auch Isolierung des Patienten verhindern.
Ein MRSA-Test ist schmerzfrei und einfach. Man macht dort einen Abstrich, wo der Erreger am häufigsten vorkommt, und zwar in der Nasenhöhle, im Rachen oder in einer Wunde. Der Abstrich wird im Labor untersucht und liefert nach wenigen Tagen das Ergebnis. Mancherorts gibt es auch MRSA-Schnelltests, die sogenannten PCR-Tests. Sie sind teurer, liefern aber bereits nach wenigen Stunden zuverlässige Ergebnisse.
Getestet werden sollten auf jeden Fall alle OP-Patienten mit Risikofaktoren. Um die Verbreitung des Erregers zu vermeiden, müssen MRSA-Erreger unbedingt vor einem Krankenhausaufenthalt festgestellt werden. Etliche Studien zeigen, dass Screening die Erkrankungsrate signifikant senken und die Liegedauer deutlich verkürzen kann. Screening verhindert also nicht nur die Ausbreitung von Infektionen, sondern spart auch Geld.